Nur der obere Teil des Kupferstichs eines bayerischen Herzogs, erkennbar an dem Wappen in der rechten oberen Bildecke, ist zu einem unbekannten Zeitpunkt in das Levezow-Album geklebt worden. Es zeigt einen Reiter zu Pferd, den Kommandostab energisch nach vorne gestreckt. Gekrönt wird er von einem Putto, der einen Lorbeerkranz über ihn hält und mit einer Trompete seinen Ruhm verkündet. Zwei weitere Putten tragen das mit einem Helmbusch versehene Wappen herbei. Es ist nicht zu entscheiden, ob es sich bei dem Dargestellten um den bayerischen Kurfürsten Ferdinand Maria (1636-1679), genannt der Friedliebende, der seit 1651 Kurfürst von Bayern war, oder um Maximilian II. Emanuel (1662-1726), seit 1679 Kurfürst von Bayern, handelt. [1] Während Ferdinand Maria sich große Verdienste mit dem Aufbau des Landes nach dem Dreißigjährigen Krieg erwarb, galt Maximilian II. Emanuel aufgrund seiner Verdienste im Großen Türkenkrieg als erfolgreicher Feldherr, der zudem kulturpolitisch eine wichtige Rolle für Bayern einnahm. Aus welchem Grund dieser Kupferstich in das Album geklebt wurde, kann nur gemutmaßt werden; hier könnten auch rein praktische Gründe wie die Stabilisierung des Papierbogens eine Rolle gespielt haben.
[1] Ohne weitere Begründung spricht sich Mareike Hansen: Tinte, Tusche und Rötelstift. Skizzen nach niederländischer Druckgrafik, in: Kunstpflege in Bibliotheken – Kür oder Pflicht? Wege zur Sichtbarmachung forschungsrelevanter Druckgrafik an der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, hrsg. v. Sophia Kunze / Christina Posselt-Kuhli / Antje Theise, Hamburg 2020, S. 113-121, hier S. 120, für die Identifikation als Maximilian II. Emanuel aus.