Dieses Blatt zeigt Psyche, die auf einem prächtigen Bett mit einem Baldachin liegt, umgeben von Putti. Sie ist dem Betrachter abgewandt, dreht jedoch ihren Oberkörper zu ihm hin. Ihre rechte Hand ruht dabei auf ihrer Brust, während ihr linker Arm gerade nach unten fällt. Am oberen Bildrand blickt ein Putto über den Baldachin und betrachtet die schlafende Göttin, während ein weiterer Putto auf dem Boden neben dem Bett sitzt. Eine Schale liegt seitlich am Boden neben dem Bett. Aus dem dunklen Hintergrund treten Wolken aus der linken Seite der Säule hervor. Der Zeichner verwendete Bleistift und Tusche für diese Darstellung.
Als Vorbild diente der Kupferstich Amor und Psyche (1607) von Jacob Matham, der einer zeichnerischen Vorlage von Abraham Bloemaert, Begründer der Utrechter Malschule, folgte (Bild sehen). [1] [2] Während seines Aufenthalts in Amsterdam zwischen 1591 und 1593 begann Bloemaert eine lebenslange Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Grafikern. Üblicherweise lieferte er den Grafikern Federzeichnungen, die oft als Vorlagen für Gemälde dienten. In den ersten beiden Jahrzehnten dieser Zusammenarbeit waren die meisten Graveure Schüler von Hendrick Goltzius, darunter auch Jacob Matham. [3]
In Mathams Kupferstich liegt Psyche auf einem prächtigen Bett, umgeben von einem sanften Licht, das die Szene umgibt. Psyche ist zentral positioniert, wie auch auf dem Blatt aus dem Levezow-Album, während Amor über ihr schwebt und ihr beim Schlafen zuschaut.
Ein Vergleich der Hamburger Zeichnung mit der Kupferstichvorlage zeigt, dass der Zeichner Amor, drei Putti und einige kleinere Details ausgelassen hat und stattdessen die Fläche schwarz ausmalte. Die Gründe hierfür sind unbekannt. Es ist zu vermuten, dass der Zeichner keine akademische Ausbildung besaß und den Kupferstich von Jacob Matham aus Übungsgründen kopierte. Durch das Weglassen von Details bekommt das Bild eine neue Bedeutung: der Betrachter blickt nicht mehr auf eine Szene aus Amors und Psyches Liebesgeschichte, sondern auf eine weibliche Aktdarstellung.
[1] Joaneath A. Spicer: The Role of Printmaking in Utrecht during the First Half of the Seventeenth Century, in: The Journal of the Walters Art Gallery 57 (1999), S. 105.
[2] The New Hollstein Dutch & Flemish Etchings, Engravings and Woodcuts 1450 – 1700, Jacob Matham, Part II, komp. v. Léna Widerkehr, hrsg. v. Huigen Leeflang, Rotterdam 2007, S. 74-75, NH. 178.
[3] Spicer 1999, S. 106.