In der unteren Hälfte des Blattes findet sich – ausweislich der Beschriftung – eine weiße „gefüllte Kirschblüte“ mit elegant verschlungenen Blättern und wenigen Knospen. Der Kirschbaum, der ursprünglich aus dem Kaukasus stammte, war seit der römischen Antike in Europa beheimatet und dürfte dem Zeichner aus seiner unmittelbaren Umgebung bekannt gewesen sein.
In der oberen Hälfte des Blattes ist hingegen eine prachtvolle, rot-gelb geflämmte Tulpenblüte dargestellt, die durch die Beschriftung als „Tulpan Bombesina“ bezeichnet wird. Diese Tulpenart findet sich in ähnlicher Benennung nur in Pierre Vallet/Jean Robin, Le Jardin du Roy très chrestien Henry IV., Paris 1608 (Bild sehen) und dem ihm folgenden Johann Theodor de Bry, Florilegium novum, Oppenheim 1612 (Bild sehen). Im Abschnitt über die exotischen Blumen wird auch die „Tulipa Bombicina flore Rubro“ genannt. Im Jardin du Roy sowie bei de Bry heißt es zur Erläuterung: „Facie et forma Tulipam Bononiensem refert, nisi quod flos huic saturo rubore nitet.” (Aussehen und Form entspricht der Bologneser Tulpe, außer dass diese Blüte von sattem Rot glänzt.) Diese besondere Tulpenart bringt der Zeichner gekonnt auf das Blatt und gibt ihr mit einem Schlagschatten zugleich Räumlichkeit und Körperlichkeit – fast greifbar erscheinen die wie lose neben der Hauptblüte liegenden Blätter. Eine solche Isolierung eines einzelnen Tulpenblütenblattes findet sich ähnlich auch im Jardin du Roy und bei de Bry.
Zu weiteren Tulpendarstellungen im Levezow-Album siehe